Pride Rebellion

Heraus zum 1. Mai?!

Warum wir als LGBTI+ am 1. Mai auf die Straße gehen

Der 1. Mai steht an, der internationale Kampftag der Arbeiter:innenklasse. Er hat seinen Ursprung in der Arbeiter:innenbewegung der USA. 1886 rief die nordamerikanische Arbeiter:innenbewegung zu einem Generalstreik am 1. Mai auf, um den 8-Stunden Tag durchzusetzen. In Chicago kam es am 3. Mai bei einer Versammlung der Arbeiter:innen zu einem Polizeiangriff, bei dem mehrere Arbeiter:innen ermordet wurden. Am 4. Mai wurde von Unbekannten eine Bombe geworfen, woraufhin die Polizei auf die versammelten Arbeiter:innen schoß. Ohne Beweise wurden acht Männer zum Tode verurteilt, vier von ihnen wurden hingerichtet. In Gedenken an die Opfer der sogennanten Haymarket Riots wurde auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationalen, der Vereinigung der sozialistischen Parteien, der 1. Mai zum Kampftag der Arbeiter:innenklasse erklärt.

In Deutschland ist der 1. Mai ein gesetzlicher Feitertag. Dies war eine lange Forderung der Arbeiter:innenbewegung. Zum Feiertag wurde der 1. Mai tatsächlich unter dem Hitler-Faschismus. Aber nicht, weil der Faschismus irgendetwas mit den Interessen der Arbeiter:innen oder der Bedeutung des 1. Mais zu tun hätte, sondern als ein Versuch, die Arbeiter:innenbewegung zu instrumentalisieren und für den Faschismus zu gewinnen. Dies ist dem Faschismus aber nicht gelungen. Im Gegenteil: Der 1. Mai ist bis heute als internationaler Kampftag der Arbeiter:innenklasse auch ein Kampftag gegen den Faschismus.

Über die Jahre hat sich der 1. Mai nicht nur zu einem Kampftag der Arbeiter:innenklasse entwickelt, sondern zu einem Kampftag für alle Unterdrückten. Am 1. Mai verbinden sich die Kämpfe von Palästinenser:innen, Kurd:innen und aller anderen unterdrückten Völker für das Recht auf Selbstbestimmung, von Frauen für den Sturz des Patriarchats und auch von uns LGBTI+ gegen den Heterosexismus.

Alle Unterdrückten eint dabei, dass sie gemeinsam gegen den Kapitalismus und das Patriarchat kämpfen müssen, die die Grundlage ihrer Unterdrückung bilden. Der 1. Mai vereinigt somit die verschiedenen Kämpfe der Unterdrückten, vor allem auch deshalb, weil sie Teil der Arbeiter:innenklasse sind.
Ein Großteil der LGBTI+ ist auch Teil der Arbeiter:innenklasse. Viele von uns sind Kinder von Arbeiter:innen, müssen neben dem Studium arbeiten oder arbeiten in irgendeinem Beruf. All das verbindet uns mit der Arbeiter:innenklasse und macht uns ein Teil von dieser. Als LGBTI+ haben wir nicht nur unsere sexuelle und geschlechtliche Identität, sondern auch unsere Klassenzugehörigkeit. Wir dürfen uns deshalb nicht außerhalb der Arbeiter:innenklasse sehen, denn wir sind Teil von ihr und werden nur gemeinsam Kapitalismus und Patriarchat besiegen können.

Die Verbindung zwischen Arbeiter:innen und LGBTI+ zeigt sich beispielhaft an der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW). Die HAW wurde am 15. August 1971 von vor allem sozialistischen homosexuellen Männer gegeründet. Ein Schwerpunkt war die ersatzlose Streichung des Paragraphen 175 Strafgesetzbuch, der Homosexualität zwischen Männern in der BRD unter Strafe stellte. Diesen Kampf verbanden sie dabei mit einem allgemeinen Kampf gegen das kapitalistische und patriarchale System. Am 1. Mai 1972 organisierten sie auf der Gewerkschaftsdemo einen schwulen Block. Am 1. Mai 1973 gingen etwa 150 Lesben und Schwule mit der Aufschrifft „Homosexuell – ob ja ob nein – im Klassenkampf heißt’s solidarisch sein“ auf die Straße.

Dieses Beispiel aus unserer revolutionären Geschichte zeigt uns, dass wir als Arbeiter:innen und LGBTI+ einen gemeinsamen Kampf führen, zum einen weil Kapitalismus und Patriarchat uns jeweils unterdrückt, daneben natürlich auch weil wir als LGBTI+ oftmals auch Arbeiter:innen sind. Das muss für uns bedeuten, am 1. Mai als LGBTI+ zum einen für unsere Interessen als LGBTI+ auf die Straße zu gehen, aber auch für unsere Interessen als Arbeiter:innen.

Der 1. Mai dieses Jahr stet vor allem im Auge der voranschreitenden Militarisierung in Deutschland und dem Genozid Israels an dem palästinensischen Volk. Aber auch die immer wieder neuen Streiks sind ein Thema. Besondere Bedeutung hat aber auch das Erstarken des Faschismus und die Rechtsentwicklung innerhalb des Staates. Dieses Jahr finden Landtagswahlen in Thüringen statt, wo die AfD eine Chance hat stärkste Kraft zu werden und so unter anderem ihre LGBTI+-Feindlichkeit in die Tat umsetzten kann. Gleichzeitig sehen wir aber innerhalb des Staates, wie immer mehr erkämpfte Rechte zurückgenommen, Rechte für Polizei ausgebaut und neue rassistische Abschiebegesetzte auf den Weg gebracht werden. In diesem Jahr am 1. Mai müssen wir deshalb besonders den Kampf gegen Faschismus und gegen Militarisierung auf die Straße tragen, da diese auch unser Leben als LGBTI+ bedrohen. Das zeigt sich nicht zuletzt beim neuen Selbstbestimmungsgesetz zeigt, welches nach einer militaristischen Logik geschrieben ist. Gleichzeitig müssen wir auch klar zeigen, dass wir als LGBTI+ nicht befreit sind, solange nicht alle Unterdrückten befreit sind. In der aktuellen Situationen bedeutet das nicht nur Solidarität mit LGBTI+ weltweit zu zeigen, sondern auch die Solidarität mit dem palästinensischen und kurdischen Volk auszudrücken und die Unterstützung für ihre Unterdrückung durch den deutschen Staat offen zu legen.

Deshalb am 1. Mai auf die Straße, erkämpfen wir als LGBTI+ unsere Rechte und für die Freiheit aller Unterdrückten!


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