Pride Rebellion

Immer mehr faschistische Angriffe: Wir verteidigen uns gegen Isolierung und Gewalt!

Anfang Juli in Berlin Friedrichshain: Mehrere Antifaschist:innen treffen sich für die gemeinsame Anreise zu einer antifaschistischen Demonstration. Doch zu dieser sollten sie es nicht schaffen: Bevor sie loslaufen können, werden sie von einer Gruppe von 15 bis 20 bewaffneten und vermummten Neonazis angegriffen und verprügelt. Dabei werden mindestens 6 Personen verletzt – teilweise schwer.

Dieser Angriff der NRJ („National Revolutionäre Jugend“), einer Jugendorganisation des “III. Wegs“, reiht sich ein in eine immer steigende Anzahl organisierter Angriffe von Faschisten in Deutschland. Erst im Juni sammelten sich rund 100 Rechtsextreme der Jugendgruppe der früheren NPD in Dresden, um den CSD mit Beleidigungen und Hitlergrüßen zu stören.

Dann vor wenigen Tagen in Bautzen: 600 bis 700 Faschisten veranstalten eine Gegendemonstration zum CSD. Die Anzahl der Demoteilnehmer überschreitet selbst die Erwartungen der Faschisten. Der CSD läuft trotzdem – unter den faschistischen Hassparolen und massivem Polizeischutz.

Wir sehen: Die faschistischen Angriffe häufen sich und die Faschisten treten immer offener und gewalttätiger auf. Damit versuchen sie, ein Klima der Angst zu schüren. 

LGBTI+: Besondere Zielscheibe der Faschisten 

Vor allem für LGBTI+ Personen ist das Leben in Deutschland in den letzten Jahren noch gefährlicher geworden und die Wahrscheinlichkeit, von Faschisten angegriffen zu werden, noch höher. Dies spiegelt sich auch in den Kriminalstatistiken wider. Im Jahr 2023 wurden ungefähr 1500 Straftaten aufgrund der sexuellen Orientierung des Opfers registriert, 500 mehr als im Vorjahr. Außerdem lässt sich im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um rund 50 Prozent bei den Straftaten im Zusammenhang mit „geschlechtsbezogener Diversität“ erkennen. Die Dunkelziffer ist natürlich weitaus höher. 

Wenn wir uns als LGBTI+ offen auf der Straße zeigen, müssen wir damit rechnen, angefeindet zu werden. Die zunehmende Gewalt steht dabei stark im Kontext des generellen Rechtsrucks der Gesellschaft und des aufsteigenden Faschismus. LGBTI+ Personen stellen dabei ein zentrales Feindbild der Faschisten dar und sind deshalb besonders häufig von deren Gewalt betroffen. Doch was muss unsere Antwort darauf sein? 

Durch Selbstverteidigung die Angst überwinden

Als Erstes muss man natürlich anerkennen, dass die Angst vor diesen Angriffen verständlich und in Ordnung ist. Die Vorstellung, auf offener Straße von Faschos verprügelt werden zu können, lässt uns natürlich nicht unberührt und löst bei vielen Angst und Unsicherheit aus. Doch was können wir dagegen tun? 

Ein wichtiger Schritt ist es erstmal, sich von der Angst nicht lähmen zu lassen. Denn wenn wir aus Angst das Haus nicht mehr verlassen können, haben die Faschisten erreicht, was sie wollen. Stattdessen müssen wir das Selbstbewusstsein aufbauen, dass wir es nicht tatenlos über uns ergehen lassen müssen, wenn wir körperlich angegriffen werden und praktische Selbstverteidigung legitim ist. Mit diesem Bewusstsein können wir uns aus der Ohnmacht, die durch die Angst ausgelöst werden kann, lösen. Dazu gehört natürlich auch, dass wir üben, uns selbst zu verteidigen und Pläne machen, wie wir uns auf dem Heimweg, auf dem CSD oder bei einer Veranstaltung schützen können.

Selbstverteidigung geht aber auch über das konkrete sich Wehren, wenn es zu einem Angriff kommt, hinaus. Selbstverteidigung bedeutet auch, sich zusammenzuschließen und mit den Angriffen nicht alleine zu sein. Das heißt: Sich zu organisieren ist ein großer Schritt von Selbstverteidigung.  Es ist der größte Schritt aus der Isolierung und bedeutet auch, dass man plötzlich ein ganzes Kollektiv hinter sich hat, das auf Angriffe reagieren kann. 

Selbstverteidigung bedeutet auch, den Faschisten die Straße nicht zu überlassen. Wenn 600 Neonazis eine Gegendemo gegen den CSD veranstalten, sollten wir nicht aus Angst zuhause zu bleiben, sondern gemeinsam weiter auf die Straßen gehen.

Im Endeffekt wollen uns Faschisten mit ihren Angriffen gezielt einschüchtern und damit erreichen, dass wir uns zurückziehen und vereinzeln. Denn dann gibt es auch niemanden mehr, der sich ihnen in den Weg stellen kann. 

Das bedeutet: Wir müssen raus aus dem Rückzug, raus aus der Unsicherheit und uns den Faschisten selbstbewusst entgegenstellen!


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